By Larissa Vasser
Published Aug 30, 2015
Das vorliegende Buch versteht sich weniger als Künstlermonographie, die eine lückenlose chronologische Abfolge aller in St. Petersburg von Rastrelli, Caravaque und Tannauer geschaffenen Werke und Projekte darstellt. Vielmehr werden zentrale Fragen der russischen Kunstgeschichte des beginnenden 18. Jahrhunderts behandelt. Der Ausgangspunkt der Überlegungen bildet die grundlegende politische und kulturelle Veränderung -- die so genannte Öffnung zum Westen -- die Russland in der Regierungszeit Peters I. (1682-1725) erlebte und die in der Gründung der neuen Hauptstadt St. Petersburg 1703 ihren Höhepunkt erreichte. Eine der wichtigsten Maßnahmen zur Etablierung Russlands auf der europäischen Bühne war die Neustrukturierung, gar Revolutionierung der Kunstsphäre, die in dem Versuch Zar Peters, die Kunst "europäischer Art" einzuführen, gipfelte. Durch die Agenten des Zaren wurden der aus Deutschland stammende Maler Johann Gottfried Tannauer (oder Danhauer, Donauer) (1680-1737), der französische Künstler Louis Caravaque (1684-1754) sowie der gebürtige Florentiner Bildhauer Bartolomeo Carlo Rastrelli (1675-1744) geworben. Sie sollten als Hofkünstler im Auftrag des Zaren arbeiten. Ziel der vorliegenden Dissertationsschrift ist es, auf Basis kunst-, sozial- und kulturhistorischer Analysen ausgewählter Kunstwerke und unter Einbezug archivalischer Quellen das lange vernachlässigte Schaffen der ersten Generation der Hofkünstler in St. Petersburg in seinem kulturgeschichtlichen und kulturpolitischen Kontext exemplarisch darzustellen, um vor diesem Hintergrund den repräsentativen Charakter dieses Schaffens herauszuarbeiten.